Das Training bei Shiraishi Sensei ist ja einer der Hauptgründe für meine letzten drei Japanreisen gewesen. Und dieses Mal kann man ohne Übertreibung sagen: Das Training bei Shiraishi Sensei ist DER Hauptgrund für meine Reise nach Japan.
Seit meinem ersten Japanaufenthalt habe ich das Gefühl, dass Shiraishi der Lehrer/Trainer/Sensei ist, der mir sowohl auf, als auch abseits der Matte am meisten beibringen kann. Ursprünglich kam diese Idee daher, dass ich als Grüngurt nach Japan fuhr und möglichst gute Grundlagen schaffen wollte. Hier kam mir sein Training genau recht. Mittlerweile hat sich zwar meine Gürtelfarbe geändert, aber meine Einstellung zu Grundlagen ist die Selbe geblieben.
Viele Leute sprechen von Grundlagen im Bujinkan und meinen die Sanshin-No-Kata oder Kihon-Happo. Natürlich sind auch das Grundlagen, aber ich möchte in meinem Training gerne noch eine Ebene tiefer, fundamentaler lernen. Wer schon einmal mit Shiraishi Sensei trainiert hat, oder Unterricht bei jemandem hatte, der diese Prinzipien vertritt weiß natürlich schon wovon ich jetzt rede. Und ursprünglich hatte ich auch mal überlegt vieles dazu auf diesem Blog zu schreiben, ja vielleicht sogar so eine Art „Interview“ mit Sensei durchzuführen. Mittlerweile ist mir klar geworden, dass das nicht gerade „sneaky“ (eines seiner Lieblingswörter) und in einigen Fällen auch nicht gerne gesehen wäre. Immerhin sind einige der Themen offiziell geheim (aber frag mich gerne privat dazu, das ist überhaupt kein Problem).
Ein bisschen was kann und möchte ich aber natürlich doch verraten, sonst wäre dieser Post ja auch sinnlos. So hat Shiraishi Sensei bspw. mehrfach darauf hingewiesen, dass es nichts bringt sich auf zu viele Punkte zugleich zu konzentrieren, und man sich lieber 2 oder 3 herauspicken soll, an denen man dann konsequent arbeitet. Hier also die Punkte die er uns (neben genau diesem) empfohlen hat zunächst anzugehen:
- Timing
- Balance
Das klingt erstmal so leicht dahingesagt und sehr allgemein. Um wenigstens ein wenig konkreter zu werden:
Timing
Unter Timing versteht man natürlich genau das was du denkst. Andererseits kann man diesen Punkt aber auch von vielen Seiten betrachten. So treten hier Dinge zu Tage wie bspw: bei welcher Bewegung setze ich meinen Fuß wo hin? Das kann sehr schnell deutlich schwerer werden, als ich es bis dato wahrgenommen hatte. Teilweise befindet man sich noch in der Drehung der Wirbelsäule in die eine Richtung und setzt schon den entgegengesetzten Fuß. Schwer zu erklären, gut auf der Matte zu demonstrieren (also komm zum Training!).
Balance
Hierunter fallen grob gesagt zwei Punkte: Toris Balance und Ukes Balance. Und wenn wir das jetzt weiter durchdenken hast du pro Bewegung schon vier Fälle zu unterscheiden:
- Du als Tori
- Dein Partner als Uke
- Du als Uke
- Dein Partner als Tori
Sensei hat hier explizit darauf hingewiesen, dass man alle Rollen bedenken soll. Ab hier kommt meine aktuelle Interpretation davon: Natürlich sollte man damit anfangen selber gut zu stehen. Als nächstes geht es darum Ukes Balance/Gleichgewicht zu stören und nach eigenem Wunsch zu beeinflussen. Danach kann man in der Rolle als Uke das Gleichgewicht des Partners beobachten. Steht er/sie bei der Ausführung sauber? Warum nicht? Blockiere ich hier vielleicht sogar irgendwie? Danach kann man dann wiederum schauen wie es um das eigene Gleichgewicht bestellt ist. Dies hängt natürlich zu großen Teilen von der Ausführung des Partners ab. Aber auch hier kann man sich fragen: Bin ich gerade aus dem Gleichgewicht? Was hat er/sie getan um dies hervorzurufen? Oder was lief schief? Dies nur so als erste Ideen hierzu.
Als dritten Punkt habe ich persönlich mir noch mitgenommen:
- Nuku
Nuku
Nuku ist leider nicht so leicht zu übersetzen. Ich glaube(!) die Kanji die genutzt werden sind 抜く. Dies könnte man mit „ziehen“ übersetzen. Das trifft es aber leider gar nicht. Viel eher dann schon so etwas wie „entziehen„. Hier geht es darum dem Partner eine Unterstützung zu bieten und diese schlagartig wegbrechen zu lassen. Auch wieder schwer zu erklären und leicht vorzumachen. Stell dir vor jemand führt ganz langsam deinen Arm nach oben. Auf einmal lässt er ihn schlagartig los, so dass der Arm einfach nach unten fällt. Eventuell hilft er sogar noch durch einen Zug nach. (Oder abseits von Kampfkunst: Stell dir vor zu lässt beim Tauziehen auf einmal los…) Grob gesagt ist das Nuku. Natürlich hat das Ganze auch eine mentale Komponente. Das soll jetzt auch keine Erklärung des Konzepts sondern nur ein ganz grober Überblick über die Punkte werden, an denen ich arbeiten muss.
Training mit Satoru Senpai
Eine Sache die mich persönlich sehr freut ist, dass ich Naotsu Satoru Senpai wiedergetroffen habe. Wer von uns jetzt Senpai ist, darüber streiten wir uns jedes Mal, darum nenne ich ihn jetzt so, weil ich es witzig finde und er hat sich bei mir auf –san eingestellt, was mir ohnehin lieber ist. Ich habe Satoru das erste Mal beim Training mit Shawn Gray im Teganuma Park kennengelernt. Schon damals hatten wir viel Spaß miteinander. Mittlerweile wohnt Shawn ja nicht mehr in Japan, so dass Satoru nun zum Training von Shiraishi Sensei (und Soke) kommt. So konnte ich sowohl in Kashiwa, als auch beim Soke Training in Noda mit ihm trainieren. Vor dem Training habe ich auch von ihm gelernt, dass der auffällig gelbe Maxx Coffee in Japan als der „Blue Collar Worker“ Kaffee gilt (hey, kleine Anekdoten am Rande sind immer interessant, oder?). Seinen Godan Test hat Satoru San im Februar 2014 bestanden. Ein Video davon gibt es sogar auch:
[su_youtube url=“https://youtu.be/Dz1No5K2-zw“]
Rollenpacken
Und wenn wir schon bei kleinen Anekdoten sind: Als wir auf den Beginn des Soke Trainings gewartet haben hatte Sebastian die Idee Rollenpacken zu spielen. Falls dir das kein Begriff sein sollte: Es funktioniert wie normales Packen aus dem Kindergarten, nur darf man sich halt nur mittels rollen fortbewegen.
Im Japanischen heißt das normale Packen wohl „Oni-goko“ (also in etwa so viel wie „Den Dämon fangen„. Hiermit schlage ich also vor, dass wir Rollenpacken ab sofort „Kaiten Oni-goko“ nennen. Das gibt es zwar meines Wissens nach nicht, aber es wäre doch eine sehr japanische Haltung fremde Wörter halbwegs korrekt in die eigene Sprache zu integrieren 😉
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