Japan Reisebericht 2016: Mit Nagato Sensei im Bujinkan Hombu Dojo

Japan Reisebericht – Bujinkan und Judo Training Teil 3 – Shiraishi und Nagato Training

Der dritte Abschnitt des Japan Reiseberichtes und endlich geht es an das Thema, wegen dem wir -hauptsächlich – hier sind: Training.
Heute (30.05.2016) standen die ersten Bujinkan Trainingseinheiten an. Wir haben bei folgende Trainings mitgenommen:

  • Shiraishi Sensei
  • Nagato Sensei

Da wir durch Josh der absolute Luxus zuteil wird, dass Shiraishi Sensei uns mit zum Training nimmt sparen wir erstens Fahrtkosten und können zweitens (und viel wichtiger) auch all unsere geheimen oder offensichtlich dummen Fragen stellen. Leider waren wir alle an diesem Morgen ziemlich müde, so dass es kein sonderlich langes Gespräch geworden ist. Dafür weiß ich jetzt, dass es in Japan scheinbar kein Problem ist gleichzeitig Auto zu fahren und fernzusehen (ja, auch als Fahrer ist das technisch möglich…).

Shiraishi Senseis Training im Bujinkan Hombu Dojo

Gefühlt haben wir dort weiter gemacht, wo wir nie aufgehört haben. Das Training erfordert wie gewöhnlich viel Aufmerksamkeit um die vielen versteckten Details zu entschlüsseln. Und dabei weiß ich, dass ich noch längst nicht alles mitbekomme. Aber so kann es doch einen entscheidenden Unterschied machen, wie man seine Schulter bewegt, in welchem Winkel der Fuß ausgedreht ist, oder wann man sein Gewicht verlagert.

Nicht für alles, was uns übermittelt wurde ist ein Blog der passende Ort. Gerne gebe ich die Ideen und Prinzipien beim Training weiter, aber hier ein paar Gedanken, die ich mir zu diesem Training notiert habe:

  • Almost Good„. Senseis Art auszudrücken dass etwas schon ziemlich gut geklappt hat. Also nicht etwa „Ganz ok„, sondern eher ein „schon ziemlich gut„. Vielleicht wäre das ein netter Spruch für unsere Dojo-T-Shirts? 😉
  • Better Idea, Best Idea„. Dies baut auf dem „Incremente„-Konzept auf, welches Sensei die letzten Jahre nutzte. Man nehme sich immer die guten Eigenschaften/Ideen/… von Situationen/Trainings/Menschen/… und denke über diese nach und entwickle sich entsprechend weiter. So sucht auch Shiraishi Sensei in jedem Soke Training neue Punkte, die ihm helfen besser zu werden und arbeitet an diesen. Diese Idee ist natürlich auf das Leben im Allgemeinen übertragbar (so wie „Ninjutsu“ insgesamt natürlich).
  • Techniken sammeln nützt nichts, wenn man die Grundlagen nicht beherrscht. Viele Menschen kommen nach Japan um Techniken zu „sammeln“, also möglichst viel verschiedenes zu lernen. Das ist natürlich auch sehr sinnvoll, wenn man sich auf einem Niveau bewegt, welches es einem erlaubt zu durchschauen und zu verstehen, was und warum man bestimmte Dinge tut. Wenn man es dann auch noch umsetzen kann ist man schon sehr weit fortgeschritten. Ich persönlich sehe mich bspw. noch längst nicht an diesem Punkt. Und ich weiß nicht, ob ich das jetzt gut oder schlecht finden soll (ehrlich gesagt ist es mir ziemlich egal, weil jeder sein Leben so leben darf, wie er möchte), aber ich habe auch oft den Eindruck, dass Leute noch nicht so weit sind wie sie gerne wären. Gerade im Shiraishi Sensei Training findet man regelmäßig Teilnehmer mit teils sehr hoher Graduierung, die die vermeintlich einfachen Techniken nicht hinbekommen und dann nie wieder kommen (und vermutlich zu Hause erzählen es wäre langweiliges Training ;)).

Kurze Pause im Tabi-Shop und beim Price

Der Tabi-Shop in Noda ist ja quasi schon legendär. Ich weiß gar nicht, wie alt die ältesten Visitenkarten der Bujinkan-Menschen sind, die sich dort über die Jahre so angesammelt haben. Und ich weiß auch nicht, wie sich dieser Laden ohne das Bujinkan halten sollte. Aber es ist immer wieder ein Erlebnis sich in den winzigen Laden zu drängeln und in gebrochenem Japanisch zu sagen, was man gerne hätte (mittlerweile habe ich zumindest die Zahlen gut genug drauf um meine 28er Tabi ohne Umstände zu bekommen).

Im Anschluss haben wir einen Zwischenstopp im „Price“ eingelegt. Dem Supermarkt in der Nähe des Hombu Dojo. Dort gibt es immerhin eine kleine Kaffee-Ecke, in der man etwas Zeit totschlagen kann.

Nagato Senseis Training im Bujinkan Hombu Dojo

Anders als bei Shiraishi Sensei gibt es bei den anderen Shihanen fast nie Partnerwechsel beim Training. Dementsprechend waren wir als Dreiergruppe ungünstig aufgestellt. Zum Glück habe ich schnell Linda gefunden, mit der ich trainiert habe. Wenn du schonmal in Japan weißt kennst du sie vermutlich zumindest vom sehen: Sie sammelt oft das Geld für die Einheiten von Nagato Sensei ein, kommt aus Neuseeland und wohnt nun seit einem Jahr in Japan.

Japan Reisebericht 2016: Mit Nagato Sensei im Bujinkan Hombu Dojo
Mit Nagato Sensei im Hombu Dojo. Man beachte mein neues T-Shirt. Sehr Ninja-like, sehr sneaky.

Das Training mit ihr war wirklich super. Sie hat mich nett aber bestimmt auf viele Punkte hingewiesen, die mir ohne sie entgangen wären. So haben wir bspw. Verteidigungen gegen Angriffe (u.a. mit Tanto) durchgeführt, bei denen wir uns gedreht haben. Hier hatte ich keine gute Distanz, stand auf der falschen Höhe und hatte keine gute Kontrolle über ihre Arme. So viel dazu 😉

Wie üblich hat Nagato Sensei die neuen Godan-Träger (5ter Dan – es waren vier neue) gebeten Techniken vorzumachen und wir haben diese weiterentwickelt. Sandra-chan und Sebasu-chan haben die Techniken aufgeschrieben, so dass ich hier nicht näher darauf eingehen werde (aber wenn du, der du dies gerade liest jemand bist, der mit mir trainiert weißt du ja, wo du die Techniken lernen kannst).

In den Pausen haben wir noch ein wenig mit Rob Renner über Übersetzungen gescherzt (Nagato Sensei setzt sich gerne gegen Ende einer Technik auf Leute drauf – dies wird im Englischen auch gerne als „Teabagging“ bezeichnet – Deadpool anyone? – und hat durch Rob mittlerweile auch einen japanischen begriff erhalten. Zudem hat er mir neue Bücher empfohlen (generell alles von Dr. Kelly Starrett, wie bspw. „The supple leopard„.  Ein paar Bücher habe ich noch auf meiner to-read Liste, aber diese werden definitiv dazukommen.

Gegen Ende des Trainings habe ich dann nach dem Saugen (ja, man staubsaugt das Dojo nach fast jeder Trainingseinheit) mitbekommen, wie Sebastian sich mit Nagato Sensei unterhalten hat. Ich gesellte mich dazu und es ging gerade darum, wer unser Trainer ist. Da dies eine sehr übliche Frage ist hatte ich vor dem Urlaub ein Foto von Sandra, Sebastian, Mark und mir ausgedruckt und konnte es nun holen. Nagato Sensei erinnerte sich auch (grob zumindest) daran Mark vor ca. 2 Jahren zum Godan geprüft zu haben. An die Geschichte mit der Empfehlung für weitere Graduierungen aber scheinbar nicht mehr (puh…). Es kam wie es kommen musste und er fragte mich nach meiner Graduierung, wie lange ich diese schon habe, wie lange wir in Japan bleiben und das wie vielte Mal ich dort sei (3,2,2,4 – ohne Angabe von Einheiten ;)). Daraufhin meinte er er würde mich für den 4. Dan vorschlagen und ich solle noch in diesem Urlaub meinen Godan ablegen. A „once in a lifetime experience„. Das stimmt natürlich auch, aber das Gleiche erzählt er auch jedes Jahr. Ich habe mich dann bedankt und gesagt ich werde das mit meinem Trainer besprechen. Er meinte daraufhin dass das ja kein Vorschlag, sondern eher eine Anordnung sei. Jetzt muss ich mir ernsthaft überlegen, ob ich dieses Jahr nochmal zu seinem Training kann 😉

 

Das Ende des Tages: Ein ganz besonderes Din(n)er

Für Abends hatten unsere Gastgeber Mizuho und Josh einen Tisch in einem coolen Diner gebucht. Den Namen darf ich hier leider nicht verraten, Josh hat mir Ärger angedroht, wenn es auf einmal überlaufen wäre… Neben guter Athmosphäre gab es wie immer interessante Gespräche. Besonders cool war hier, dass wir das erste Mal länger mit Mizuho reden konnten. So haben wir auch ein paar mehr Bruchstücke Japanisch vom Boden unserer Kenntnisse aufgesammelt. Ich weiß nun, dass „totemo“ zwar tolles Japanisch für „sehr“ ist, im alltäglichen Sprachgebrauch aber wohl kaum Verwendung findet. Hier nutzt man scheinbar eher das laxere Wort „cho„. „Cho sugoi!

Japan Reisebericht 2016: Im Diner beim Dinner mit Mizuho und Josh
Im Diner beim Dinner mit Mizuho und Josh. Japanischlehrer, Sempai, Gastgeber, … alles zusammen.

Gegen Ende gab es dann sogar noch eine schöne Torte. Mjammi.


Kommentare

2 Antworten zu „Japan Reisebericht – Bujinkan und Judo Training Teil 3 – Shiraishi und Nagato Training“

    1. Hi Anna,
      ja, ein sehr guter Beitrag von Mark. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Besuch in Japan, damals noch mit einem Kyu. Beim Training in Ayase wurde dann auch gefragt „Anyone who wants to take the Godan test?“ und ich fragte mich: „Kann wohl jeder den Test machen?“.
      Natürlich habe ich es damals nicht ausprobiert, denn auch für mich (wie für Mark eben auch) wäre es ziemlich unlogisch solche Sprünge zu machen. Dementsprechend kann ich auch nicht nachvollziehen, wieso Leute gerne den Test machen wollen, ohne offiziell dafür qualifiziert zu sein. Was zeigt uns das? Dass der Test unpassend ist? Das Titel den Menschen wichtig sind? Vermutlich so einiges.

      Mittlerweile höre ich eigentlich nur noch „Any 4th Dan willing to take the Godan test?“ – Es wird wohl seinen Grund haben 😉

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